
Auf ewige Dankbarkeit

Eckehart Peil
Als ich kurz vor meiner Pensionierung gefragt wurde, ob ich bereit sei, im März 2000 für den Vorsitz des AWO-Kreisverbandes Hannover zu kandidieren, habe ich gerne zugesagt. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon über 30 Jahre Mitglied bei der AWO und sah darin eine sehr sinnvolle Beschäftigung für einen Pensionär. Außerdem war ich beruflich und privat schon immer an sozialen Fragen interessiert gewesen. Nach meiner Wahl stellte ich sehr schnell fest, dass der Kreisverband beachtliche Leistungen erbrachte. Dank der engagierten Arbeit seiner ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bei einer Vorstandssitzung im Jahr 2001 erhielt ich die Kenntnis davon, dass unser Mitglied, Irmgard R. aus Hemmingen, immer wieder größere DM-Beträge für das AWO-Jugendheim auf Sylt spendete. Um mich persönlich für ihre großzügigen Spenden zu bedanken, beschloss ich Frau R. zu besuchen. Ich traf auf eine geistig rege 88-jährige, kinderlose Witwe, die mit ihrem Mann als Flüchtling aus Schlesien nach Hannover gekommen war. Der Besuch endete nach fast zwei Stunden reger Unterhaltung bei Kaffee und Kuchen mit der Übergabe eines Schecks als Spende für das Jugendheim. Diese Besuche mit interessanten Schilderungen aus ihrem Leben in einer ereignisreichen Zeit wiederholten sich, immer mit einem solidarischen Spendenscheck beschenkt. Doch jedes Mal verbat sie sich eines besonderen Dankes für ihre Großzügigkeit. Bei einem dieser Besuche im Jahr 2002 bemerkte sie nebenbei, dass sie beim Notar gewesen sei und ihr Testament geändert habe.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Pflegeheim in Laatzen, kam Frau R. im Frühsommer 2003 wegen einer akuten Krankheit in ein Krankenhaus. Bei meinem zweiten Besuch erfuhr ich, dass Frau R. in der vorherigen Nacht verstorben sei. Leider konnte ich keinen Abschied mehr von ihr nehmen. Bei der Testamentseröffnung wurde bekannt gegeben, dass sie ein Drittel ihres Vermögens an den AWO-Kreisverband zugunsten des Jugendheimes auf Sylt überließ. Ihrem großzügigen Einsatz und ihrer Solidarität werde ich dafür auf ewig dankbar sein.