Aus Gemeinschaft wird Stärke

Aus Gemeinschaft wird Stärke

Dirk von der Osten

Ein ruhiger, stadtnaher Standort, eine aktive Nachbarschaft und die gelebte Solidarität. Das alles stand hinter dem Projekt, welches meine Frau und ich 1996 planten und auch realisierten.

Seit meiner Jugend bin ich bei der AWO aktiv. Mit 14 Jahren besuchte ich die Jugendgruppe und mit 16 war ich Teil des Vorstandes im Jugendwerk, auch im Bezirks- und Bundesjugendwerk. Die AWO prägte meine Jugend und deren Werte ebenfalls mein Leben. Daher scheint es wohl auch nicht allzu überraschend zu sein, dass ich nicht nur meine Frau bei der AWO kennenlernte, sondern auch in meiner Nachbarschaft Menschen leben, die mit der AWO verbunden sind. Mittlerweile bin ich stellvertretender Geschäftsführer der AWO Region Hannover und Geschäftsführer in unseren Pflegegesellschaften.

Mitte der 90er Jahre wohnte ich mit meiner Frau noch in der Südstadt. Wir hatten eine Mietwohnung und ein Kind, konnten uns jedoch noch gut ein Zweites vorstellen. So war unser Ziel, Gleichgesinnte zu finden, die den Wunsch nach einer Art gemeinschaftlichen Wohnen teilten. Damit war nicht gemeint, dass alle in einem Haus leben, sondern wir wollten eine gelebte Solidarität und aktive Nachbarschaft.

Der Kontakt zu Gleichgesinnten entstand damals durch die AWO Familienbildung. Auch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Freunde wurden am Projekt beteiligt. Über die Presse suchten wir weitere Interessierte. Zuletzt entstand eine Gruppe von über 30 Familien jeden Alters, die sich diese Art des gemeinschaftlichen Wohnens gut vorstellen konnten.

Nach dem Zusammenschluss hatten wir uns als erstes mit einer externen Beratung getroffen und die Anforderung an die Umgebung und die Architektur des Hausdesigns geklärt. Wir als Baugruppe gingen auf die Stadt Hannover zu, um uns über freie Bauflächen zu informieren. Ein bezahlbarer und stadtnaher Standort wurde angestrebt. Es waren tatsächlich noch ein paar Bauflächen an unterschiedlichen Standorten frei, wie beispielsweise in Wettbergen oder in der Schwarzen Heide. Schlussendlich ist es jedoch Kronsberg geworden. Wir erhielten von der Landeshauptstadt Hannover ein Grundstück zur Planung. Ein Architekt wurde gefunden, der einen städtebaulichen Entwurf produzierte und die drei Reihen von bis zu neun Reihenhäusern entworfen hat. Nicht alle Familien der Ursprungsgruppe waren mit dem Standort oder dem Haustyp zufrieden, aber der Kern der Gruppe blieb. Das Bauen konnte also anfangen.

Nicht nur ausschließlich das Ziel sollte die gelebte Solidarität sein, sondern diese begann schon auf dem Weg des Projektes. Insbesondere für die jungen Familien waren die Unterstützung, die Sicherheit und der Halt der Gruppe enorm von Bedeutung. Wir haben zusammen Förderungsmöglichkeiten beantragt, über Formulare gebrütet und auch beim Preis der Häuser konnten wir als Gruppe eine Vergünstigung herausschlagen. Mit der AWO Familienbildung haben wir eine Familienfreizeit zum Kennenlernen und zur weiteren Planung durchgeführt. Eine der ersten großen Gruppenaktivität war es einen GbR-Vertrag und eine Hausordnung für die Gemeinschaftsflächen zu erstellen.

Im November 1998 wurden die ersten Häuser bezugsfertig. Für die leerstehenden Häuser fanden sich schnell geeignete Familien, die ebenfalls eine aktive Nachbarschaft anstrebten. Für mich war alles optimal. Ein stadtnahes Wohnen mit aktiver Nachbarschaft, so wie ich es mir gewünscht hatte.

Als die Kinder noch klein waren, war es wirklich mehr als hilfreich, dass man Hilfe aus der Nachbarschaft hatte. Gerade wenn mal jemand krank war oder Termine hatte. Die Kinderbetreuung war sozusagen immer da.

Am Anfang wollten wir ohne Hecke auskommen und den großen Garten gemeinsam nutzen. Später jedoch kamen dann doch Hecken dazu und jeder hatte seinen eigenen Garten. Der Besuch und die gemeinsamen Aktivitäten blieben jedoch nicht aus, so zum Beispiel gemeinsame Ausflüge einiger Familien, Paddeltouren mit den Kindern. Es entwickelte sich eine Frauenwandergruppe, Weihnachtsfeiern werden organisiert und im Sommer gibt es einen Sonntagsbrunch. Ebenfalls haben einige der Projektmitglieder ihren beruflichen Schwerpunkt in der AWO gefunden.

Mittlerweile lebe ich mit meiner Frau immer noch in der Häuserreihe am Kronsberg und wir sind von dem Projekt mehr als überzeugt.