
AWO, auch ein Herz für Dichter!

Es war der 1. Juni 1997 und ich war auf dem Weg zum „Heim Freundschaft“ der Arbeiterwohlfahrt in der Gottfried-Keller-Straße. Das Herz schlug mir bis zum Hals vor Aufregung. Folgte ich doch der Einladung zu einer Buchvorstellung, resultierend aus der Gedichtausschreibung seitens der AWO in der Hannoverschen Presse: „Senioren reimen ihren Alltag!“ Nun, ich war auch eine Seniorin von achtundsechzig Jahren und beteiligte ich mich nur zu gerne. Umso mehr, da ich die AWO und ihren vielfältigen Wirkungskreis im Dienste der Wohlfahrt schon immer sehr schätzte. Nicht umsonst führt sie ein Herz in ihrem Namenszug! Dass sie aber auch ein Herz für Dichter hat, war mir neu!
Ich war ganz schön stolz und freute mich sehr: Meine allererste Veröffentlichung! Etwas atemlos stieg ich die breiten Steinstufen empor. Der Festsaal war rappelvoll und ich war erstaunt, wie viele Dichter es in unserem schönen Hannover gab. Die Einladung zum Reimen hatte also regen Widerhall gefunden! „Widerhall“, so hieß auch der Titel des von der AWO herausgegebenen Lyrikbandes. Überaus passend, wie ich fand. Mit Hilfe einer freundlichen jungen Dame, die mir ein Glas Sekt anbot, fand ich dann auch ein freies Plätzchen in der fünften Reih neben einer zierlichen alten Dame. Wir stellten uns einander vor und kamen sofort ins Gespräch. Überhaupt herrschte eine herzliche Atmosphäre im Raum, und ich dachte unwillkürlich: Ja, es ist spürbar, das Herz, welches die AWO im Logo führt!
Dann kam auch schon der Tusch für den Anfang und es wurde mucksmäuschenstill im Saal: Nach feierlicher Begrüßung seitens der Veranstalter stießen wir miteinander an und lauschten den Rednern an zwei Podesten. Eine Dame und ein Herr aus dem Leitungsstab lasen einige Gedichte aus dem gerade veröffentlichten Lyrikband. Wir sparten nicht mit dem Applaus für die Protagonisten, natürlich auch für die Autoren. Wer hatte das wohl geschrieben? Ich versuchte möglichst unauffällig in die Runde zu schauen. Irgendwo in dieser Menge mussten sie ja sitzen, aber wo? Mitten hinein in meine Suche hörte ich plötzlich meinen Namen! Fing ich etwa langsam an zu spinnen? Doch wirklich, es war mein Beitrag „Abendfrieden“, den die junge Dame, eine Mitinitiatorin der Ausschreibungsidee, vortrug. Nicht möglich. Ich kippte fast vom Stuhl und in meinen Schläfen hämmerte es wie in einer Schmiedewerkstatt. „Sind das nicht Sie?“, flüsterte meine Nachbarin zur Rechten. „Ja, das bin ich“, stotterte ich aufgeregt und nahm den letzten Schluck aus meinem Sektglas.
Schon 20 Jahre ist es nun her und ich bin mit meinen 86 Jahren noch immer und gerne im AWO Lyrik Freundeskreis dabei. Nicht zuletzt wegen der guten Atmosphäre, dank unserer Leiterin, die für die Werte der Arbeiterwohlfahrt steht.
Mich jedenfalls macht es glücklich, wenn das, was aus meinem Herzen kommt, an anderen Herzen ankommt: Das Schreiben ist nun mal mein Lebenselixier! Dank Dir, dass Du auch ein Herz für Dichter hast! Danke AWO!