AWO – mit Herz in und für Hannover

AWO – mit Herz in und für Hannover



Dr. h. c. Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover a. D.

Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – das sind die Grundwerte des demokratischen Sozialismus. Und damit wird deutlich, dass die Arbeiterwohlfahrt in ihrer Gründungsphase eine durch und durch sozialdemokratische Organisation war. 1919, das Jahr nach dem ersten Weltkrieg, nach wie vor soziale Ungerechtigkeiten, dennoch eine Aufbruchsstimmung der arbeitenden Menschen, der Kampf um soziale Gerechtigkeit, die Entstehung der ersten deutschen Republik, die Durchsetzung des Frauenwahlrechts.

Und all das hat etwas mit unserer Arbeiterwohlfahrt zu tun. Maria Juchacz, die als erste Frau im deutschen Reichstag eine Rede hielt, steht als Gründerin der Arbeiterwohlfahrt dafür. Die Arbeiterbewegung organisierte sich. Wer zur SPD gehörte, wurde AWO Mitglied, war in der Gewerkschaft, kaufte beim Konsum, war Mitglied der Büchergilde und in der Volksfürsorge.

Nun – heute hat sich einiges geändert, aber die Grundwerte der Arbeiterwohlfahrt gelten heute wie vor 100 Jahren, ja sie müssen heute wieder stärker gelebt werden, weil sich unsere Gesellschaft mehr und mehr entsolidarisiert. Unsere AWO stellt sich gegen diese Entsolidarisierung. Ganz gleich, ob als Hauptamtliche in den Alten- und Pflegeheimen, den Kitas, bei der Hilfe für Migrantinnen und Migranten oder als Ehrenamtliche in den Altenkreisen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Ich weiß nicht, in wie vielen Altenkreisen der AWO ich während meiner Amtszeit zu Gast war, wie viele Grundsteine ich für Altenzentren der AWO gelegt habe, an Richtfesten oder Einweihungen von AWO Kindertagestätten teilgenommen habe. Aber eines weiß ich: die AWO hat das soziale Herz Hannovers mitgeprägt. Und es waren immer großartige Frauen und Männer, die dafür standen.

Eine Frau will ich besonders nennen. Margarete Hofmann, die wie keine zweite das soziale Gesicht Hannovers prägte und 1946 zu den Gründerinnen der AWO in Hannover gehörte. Natürlich kannte ich sie, seitdem ich der SPD angehörte, aber im Mai 1968 erlebte ich Grete Hofmann zum ersten Mal im Ratssaal. Als Kandidat für den Rat der Stadt besuchte ich eine Ratssitzung und hörte Grete Hofmann von der Tribüne, wie sie einen Antrag zur Aufstellung eines Altenplans begründete. Das war überzeugend, für mich bis heute unvergessen. Hannover besaß damit als erste Stadt in Deutschland ein richtungsweisendes Konzept für die vielfältigen sozialen Dienste der Stadt. Es war der Anfang für die Errichtung von mehr als 100 Altenkreisen, für den Bau von Altenwohnungen und Pflegeheimen. Gern habe ich mit Grete zunächst als Ratsmitglied, dann als Oberbürgermeister zusammen gearbeitet. Und bei aller Skepsis im Rat der Stadt unterstützte sie 1975 vehement meinen Vorschlag, einen Seniorenbeirat einzurichten, den ersten direktgewählten Beirat für Senioren in Deutschlands.

Für mich verkörperte Grete Hofmann wie kaum eine andere die Werte der AWO, für andere einzutreten, solidarisch zu sein, Toleranz zu zeigen, gerecht zu sein, anderen zu helfen. Und sie wusste aus eigenem Erleben während der Diktatur des Naziregimes, dass man all das nur in einem freiheitlichen Staat realisieren konnte.

Grete Hofmann war für mich Vorbild und Synonyme für die Werte der AWO in Hannover.