Die AWO als Teil meines Lebens

Die AWO als Teil meines Lebens

Inge Meyer

Ich bin durch meine Mutter auf die AWO aufmerksam geworden. Sie war damals für die AWO in Ricklingen verantwortlich. Besonders in der Nachkriegszeit hat sie sich für Flüchtlinge eingesetzt. Die große Kneipe „Alte und Neue Landwirtschenke“ an der Göttinger Chaussee wurde damals zu einem Flüchtlingslager umfunktioniert. Ich kann mich noch daran erinnern, wie schrecklich ich mich gefühlt habe, als ich die Kinder dort auf dem Boden schlafen sah. Als ich circa 15 Jahre alt war, haben wir aus Edinburgh ein Mädchen Namens Lesley aufgenommen. Sie lebte vier Wochen bei uns. In dieser Zeit stand mein Vater auf der Liste der verfolgten Sozialdemokraten und war in der Schweiz. Meine Mutter hat uns alleine mithilfe meiner Großmutter aufgezogen. Wir lebten in der Kriegerheimstätte. So wurde die Siedlung genannt, in der kleine Siedlungshäuser von Verwitweten und Kriegsbeschädigten standen.

1947 wurde ich Mitglied bei der sozialistischen Jugend, den Falken, welche ebenfalls zu der AWO gehörten. Das schönste Erlebnis war für mich als wir auf dem Jugendtag in Stuttgart mit Jugendlichen aus England und Holland zusammenkamen. Wir liefen alle gemeinsam mit roten Fahnen durch die Stadt und tanzten miteinander. Es war wirklich toll zu sehen, wie die ganze Stadt in rot eingetaucht wurde. Das Zusammengehörigkeitsgefühl war so stark, dass ich mich nach so vielen Jahren immer noch genau an das Ereignis erinnern kann.