
Die AWO Rikscha oder wenn Träume wahr werden…

Wie sagt man so schön, geliebäugelt hatte ich schon lange damit. Auf diversen Altenpflegemessen setzte ich mich auf das Rollstuhl-Transportrad und stellte mir vor, wie es wohl den Bewohnerinnen und Bewohnern der AWO City Park Residenz gehen würde, wenn man sie auf alten Fährten durch Langenhagen fahren würde. Aber die Kosten von damals 4.000 Euro würden das AWO Budget sprengen, das war mir klar.
Von Bürgerstiftungen hatte ich bislang nur gehört, aber so viel Geld geschenkt zu bekommen, schien mir unrealistisch – bis sich zufällig eine Mitarbeiterin der Bürgerstiftung Hannover bei mir meldete. Sie stellte sich als Ausbilderin von Personen vor, die ehrenamtlich Senioren betreuen wollten und suchte nun nach Einsatzmöglichkeiten in unserem Haus. Dankbar um diese Möglichkeit, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Lebensqualität zu ermöglichen, bot ich ihr sofort eine Hausführung an. Frau S. zeigte sich sehr begeistert von der Einrichtung und bot mir an, ruhig Wünsche für das Haus zu äußern. Sie machte mich dabei auf die Möglichkeiten eines Antrages zur finanziellen Unterstützung aufmerksam. Also erzählte ich ihr von meinem langgehegten Traum eines Rollstuhl-Transportrads. Sie hielt das für eine gute Idee und durchaus förderungswürdig. Fortan fragte sie bei jedem Telefonat nach, ob ich den Antrag schon gestellt hätte. Ganz ehrlich, nie wäre ich auf die Idee gekommen, wenn Frau S. nicht wiederholt nachgefragt hätte. Ich hatte wenig Hoffnung, der Preis hatte sich mittlerweile verdoppelt, da das Rad nun elektrisch angetrieben angeboten wurde. Mit einer Kollegin zusammen füllte ich diesen Antrag aus. Nun hieß es geduldig warten. Dann lag der Bescheid vor mir. Die Bürgerstiftung übernahm die gesamten Kosten des Rades.
Wenig später wurde das für alle doch überraschend große Vehikel geliefert. Nun galt es noch einiges vorzubereiten. Zunächst sollten sich die Bewohner an unsere neueste Errungenschaft gewöhnen. Dazu fuhren wir das Rad jeden Morgen aus dem Keller in den Empfangsbereich des Hauses. Auch ließen wir die Bewohner und Mitarbeitenden an einer Namensfindung teilnehmen. Aus dem Rollstuhl-Transportrad wurde die AWO Rikscha. Bevor nun endlich mit den Rundfahrten begonnen werden konnte, mussten sich die Alltagsbegleiter/innen mit dem Umgang vertraut machen. Dann endlich war es soweit. Alle waren sehr gespannt, welche Reaktionen die Bewohner nach so einer Fahrt zeigten. Und sie waren überwältigend.
Keiner war, wie befürchtet, ängstlich oder musste motiviert werden. So gab zum Beispiel eine Bewohnerin sofort das Ziel vor – nämlich direkt vor die Haustür ihrer Verwandtschaft. Die Überraschung war so groß, dass Tränen flossen. Eine andere Bewohnerin erzählte, wie schön es sei, mal wieder den Fahrtwind auf der Haut zu spüren. Den Radius um die City Park Residenz zu vergrößern und den Stand der Natur zu sehen, „der Raps stand in voller Blüte!“, darüber freute sich eine andere Bewohnerin. „Nach Jahren wieder um den Silbersee zu fahren“ und vieles mehr hörten wir die Bewohner schwärmen. Mitarbeitende berichteten, dass auch Bürgerinnen und Bürger Langenhagens sie ganz oft ansprechen würden und positiv auf die AWO Rikscha reagieren.
Schnell wurde eine Wunschliste und auch eine Art Logbuch erstellt, um festzuhalten, wie oft und wie lange die Ausfahrten dauern. Als kleines Highlight wurde von jeder Bewohnerin und jedem Bewohner auf dem Rad sitzend ein Foto geschossen und übergeben. Eine Angehörige hat so ein Foto zur Erinnerung eingerahmt an die Wand gehängt. Es war von Anfang an geplant, das Rad zur Nutzung auch den Angehörigen zur Verfügung zu stellen. Nachfragen gibt es schon. Mittlerweile sind auch die Formalitäten zum Fahren auf eigene Gefahr des Nutzers fertig gestellt, sodass das Rad im nächsten Jahr noch öfter in Langenhagen zu sehen sein wird. Der Bürgerstiftung Hannover sei Dank.