
Die Bedeutung der AWO Grundwerte für mein Leben

Ich war zwölf Jahre alt, die dritte von vier Kindern, als ich das erste Mal mit der Arbeiterwohlfahrt in Kontakt kam. Wir waren gerade in einen anderen Stadtteil von Hamm (meinem Geburtsort) umgezogen. Meine Eltern hatten sich getrennt. Wie viele Frauen in ihrer Generation ging meine Mutter keiner Berufstätigkeit nach. In der damaligen Zeit war die Rolle einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern noch belastender, als heute. Der Vermieter unserer neuen Wohnung hatte auch vier Kinder und engagierte sich bei der AWO in Hamm. Er konnte ansatzweise nachvollziehen, wie es meiner Mutter und uns Kindern ging und vermittelte einen Ferienaufenthalt für meine jüngere Schwestern und mich. Wir fuhren mit den Falken ins Zeltlager nach Reinwartshofen.
So fing alles an.
Ich war begeistert und lernte in dieser Zeit wie ein Zeltdorf entsteht und welche Regeln zum Zusammenleben dazu gehören. Ohne es damals zu wissen, lernte ich die Grundwerte der AWO kennen und die wichtigen Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in der Familie und Gesellschaft. Ich blieb bei den Falken und mein Weg zur SPD und AWO war die logische Konsequenz.
Neben vielen politischen Herausforderungen hat mich, nicht zuletzt aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen, die Rolle der Frau in der Gesellschaft am meisten beschäftigt. Ich war lange Jahre im Unterbezirk und später auf Landesebene Vorsitzende der ASF (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen). In diesen Jahren gab es Frauenpolitisch viel zu erstreiten und durchzusetzen. Aber im Rückblick glaube ich, die Arbeit hat sich gelohnt. Sie darf nur nicht aufhören.
In der AWO darf ich seit gut 20 Jahren im Präsidium mitarbeiten, übernehme dort den Fachausschuss „Frauen, Familie, Jugend und Bildung“ und gestalte aktuell das neue Grundsatzprogramm der AWO mit. Vor 18 Jahre habe ich den Familienverband ZFF „Zukunftsforum Familie“ – eine Initiative der AWO mitgegründet und bin seit dieser Zeit Bundesvorsitzende. Unser Familienbegriff, „Familie ist überall dort, wo Menschen dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken“, ist meines Erachtens ein weiteres Beispiel für ein Miteinander im Sinne unserer Grundwerte. Darüber hinaus habe ich als Kommunalpolitikerin die Politik in Kreis und Gemeinde mitgestaltet.
Für mein persönliches Leben habe ich ebenfalls viel für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie investiert. Mit 18 Jahre habe ich das erste Mal geheiratet und mit 19 Jahren meinen ersten Sohn geboren. Damals hatte ich gerade meine Lehre als Bauzeichnerin beendet und konnte später in diesem Beruf arbeiten. Zwölf Jahre später wurde mein zweiter Sohn, in zweiter Ehe, geboren. Zwischen diesen beiden Geburten habe ich über den zweiten Bildungsweg mein Fachabitur gemacht, Sozialarbeit studiert und im Jugendamt gearbeitet. An meiner Seite stand und steht ein toller Mann. Durch diese Verbindung habe ich es möglicherweise leichter gehabt schon in den 70/80 er Jahren beruflich meinen Weg zu gehen, gleichzeitig politisch zu arbeiten und gemeinsam Kinder zu erziehen. Heute sehe ich bei meinen Söhnen mit welcher Selbstverständlichkeit diese ihre Väterrolle leben.
Inzwischen bin ich Rentnerin und froh in meinem Leben beruflich erfolgreich und vor Allem immer vollbeschäftigt gewesen zu sein. Mein politisches Engagement wird sich weiter reduzieren, aber meine Haltung bleibt. Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz sind die Grundwerte die mein Handeln bestimmt haben und ich bin sicher diese Grundwerte sorgen für eine gerechte Ordnung in Gesellschaft, Staat und Wirtschaft.
In meinem Leben haben sie für die gerechte Ordnung gesorgt.