
Die Chance auf ein neues Leben

Vor circa zwei Jahren hat sich eine gute Freundin gemeinsam mit mir bei der DKMS registriert. Die DKMS ist eine gemeinnützige GmbH, die durch Knochenmarksspenden die Heilungschancen von an Leukämie erkrankten Menschen verbessern. Wir waren durch einen Aufruf in unserer Schule darauf aufmerksam geworden. Nachdem wir uns etwas darüber informiert hatten, stand für uns beide fest, dass wir uns registrieren lassen wollen, weil es eine gute Sache ist – und wenn man auch noch jemandem damit helfen kann, umso besser. Natürlich wussten wir auch, dass die Chance, dass genau wir die passenden Spender sind, sehr gering war.
Doch bereits wenige Wochen nach der Registrierung erhielt meine Freundin eine Mail, in der stand, dass sie eventuell als Spenderin in Frage kommen würde. Daraufhin kam es zu einem kurzen Gespräch mit der DKMS über bisherige Erkrankungen und Klärung von Fragen. Dann wurde beim Hausarzt ein Termin zur Feintypisierung gemacht. Auch hier musste sie ihre medizinische Geschichte erzählen. Ungefähr vier Wochen später bekam sie wieder eine Mail, in der ihr mitgeteilt wurde, dass sie als Stammzellspenderin in Frage kommt. Daraufhin ging alles ziemlich schnell. Die DKMS rief eine Woche später an und vereinbarte einen Termin zur Voruntersuchung und zur Spende.
Die Spende lief problemlos ab. Sie hatte weder Schmerzen noch sonst irgendwelche Symptome oder Nebenwirkungen. Sie wurde an ein Gerät angeschlossen, das ihre Stammzellen „sammeln‘’ sollte. Vorher wurden ihr noch drei Röhrchen Blut abgenommen. Während der Spende konnte sie sich einen Film anschauen und bekam zwischendurch immer wieder Getränke und Süßigkeiten angeboten. Nach zweieinhalb Stunden war die Prozedur auch schon wieder vorbei.
Im Nachhinein hat meine Freundin mir erzählt, dass es für sie selbstverständlich gewesen war, zu spenden. Es sei weder ein großer Zeitaufwand für sie gewesen, noch habe sie Schmerzen gehabt. Das, was der Patient im Gegenzug bekommen habe, sei die Chance auf ein neues Leben. Und zu wissen, dass man jemandem mit seinen Stammzellen das Leben retten konnte, sei ein Gefühl, welches man für nichts in der Welt eintauschen möchte. Ein paar Monate später hat sie eine Mail mit Informationen über den Gesundheitszustand der Person erhalten. Zwei Jahre nach der Spende ist es sogar möglich, mit ihr in Kontakt zu treten und sich anonym Briefe zu schreiben.
Einige unserer Freunde haben etwas skeptisch reagiert. Sie haben gefragt, ob das Spenden von Stammzellen nicht gefährlich für sie sei und ob sie nicht Angst vor den Schmerzen hätte. Doch sie hat nur gesagt, dass, selbst wenn sie Schmerzen haben würde, es völlig egal sei, weil damit das Leben von jemandem gerettet werden könne. Und wenn man diese Möglichkeit habe, sollte man es auch tun. Ich fand es ziemlich bewundernswert von meiner Freundin, denn, obwohl sie gerade erst ihr Abitur bestanden hatte und mit ein paar Freunden verreisen wollte, hat sie keine Sekunde gezögert.