
Eine ältere Dame…

Meinen ersten Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt hatte ich durch ein Wohnprojekt, das vor Jahren von Dirk von der Osten ins Leben gerufen wurde. In diesem Wohnprojekt habe ich die AWO Werte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit von Anfang an erlebt. Deshalb entschied sich unsere Familie schon damals für eine Mitgliedschaft in der AWO. In der Nachbarschaft helfen und unterstützen wir uns. Besonders hilfreich war das für uns, als die Kinder noch klein waren und wir uns zum Beispiel keine Gedanken um einen Babysitter machen mussten. Die Nachbarn waren da. Das rote AWO Herz begleitet uns seitdem. Als meine damals dreijährige Tochter die Fußmatte bei ihrer Oma sah, auf der ein rotes Herz für „herzlich willkommen“ gedruckt war, hat sie sofort festgestellt, dass auch ihre Oma in der AWO sein müsste. Ich wohne noch heute in dieser durch die AWO geprägten Nachbarschaft und bin mehr als zufrieden.
2003 wurde ich Mitarbeiterin der AWO Region Hannover und habe die Frauenberatungsstelle im Ostkreis von Hannover aufgebaut, bevor ich vor einigen Jahre in die Leitung der AWO Familienbildung wechselte. Ich freue mich sehr darüber, einen Arbeitgeber zu haben, wo im täglichen Miteinander Solidarität und Wertschätzung gelebt wird und wo jeder Mensch respektiert wird, egal woher er kommt, welche Religion er ausübt und welche Hautfarbe er hat. Wir versuchen im Umgang mit den Menschen tolerant zu sein. Dazu gehört manchmal auch, andere einfach mal anders sein zu lassen und dieses Anderssein, trotzdem wertzuschätzen und voneinander zu lernen.
Mein jetziger Arbeitsbereich in der AWO Familienbildung ist ein sehr bunter und vielfältiger Arbeitsbereich. Meine Kolleginnen und ich begleiten Familien von der Schwangerschaft und insbesondere in den ersten Lebensjahren mit einer Reihe von Angeboten, sei es beim PeKiP, den Krabbelmäusen oder den Babysonntagskonzerten. Aber auch die etwas älteren Kinder nehmen bei uns an HIPPY oder dem Diesterweg-Stipendium teil. Erwachsene nutzen unsere Sportangebote oder die Gesprächsrunden im Rahmen von „Eltern im Gespräch“. Mütter und Väter lassen sich zu Mutter/Vater-Kind-Kuren beraten.
Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir in der Zeit eine „alte Dame“: unsere AWO Welle, auch kurz genannt die Welle. Die Welle ist das Schwimmbad der AWO, welches sich in der Stärkestraße befindet. Das Schwimmbecken ist 6,50 Meter x 12 Meter groß und besitzt nur eine Wassertiefe von maximal 1,30 Meter. Das bedeutet, dass die Welle sowohl für Nichtschwimmer als auch für Schwimmer geeignet ist. Mit seinen 32 Grad und dem hohen Salzgehalt kann man die Welle glatt als tropisches Nordseewasser bezeichnen, dass deshalb insbesondere auch für Menschen mit Hautproblemen geeignet.
Das Bad wird von schwangeren Frauen, Familien mit Babys und kleinen Kindern oder von anderen Erwachsenen zum Aquafitness genutzt. Bei uns kann man das Seepferdchen machen. Falls das nicht auf Anhieb gelingt, geht das Kind aber nicht leer aus, sondern bekommt das Froschabzeichen verliehen. Ebenfalls bieten wir Schwimmkurse für Erwachsene an. Dieses Angebot wird auch häufig von Migranten genutzt.
Manche der Schwimmbadnutzer sind schon über 90 Jahre alt und kommen seit vielen Jahren regelmäßig in die Welle. Sie kennen sich viel besser aus als ich und fühlen sich sehr verbunden. Diese Verbundenheit merkt man schnell, denn die Besuchenden kommen aus dem gesamten Stadtgebiet. Man munkelt, man hätte sogar schon mal eine Gruppe von Senioren in einer Ecke des Beckens mit einem Glas Sekt stehen sehen. Aber das ist vielleicht nur ein Gerücht oder eine schöne Geschichte mit Herz.
Leider ist unsere Welle inzwischen eine „ältere Dame“ und es fallen immer mal wieder kostenintensive Reparaturen an. Das fordert uns als AWO wirtschaftlich sehr heraus. Manchmal träume ich davon, dass jemand sein Herz für unsere Welle entdeckt und ihr eine Verjüngungskur bezahlt und sie in neuem Glanz und ohne Falten erstrahlt. Wenn das soweit ist, schreibe ich eine neue Geschichte mit Herz.