Es kann einmal ein Wunder geschehen

Es kann einmal ein Wunder geschehen

Ursula Faust-Lauer

Meine erste AWO-Zeit begann 1972 mit der Arbeit als Hortmitarbeiterin sowie stellvertretende Leitung in einer Einrichtung in Hannover-Badenstedt und endete 1976 mit einem Erziehungsurlaub nach der Geburt meines Sohnes. Zwei Jahre später kam dann meine Tochter hinzu und verlängerte meine berufliche Auszeit noch einmal. Insgesamt war ich sieben Jahre lang hauptberuflich Mutter, nutzte die Zeit aber auch, um eine Erzieher-Ausbildung abzuschließen und ehrenamtliche Arbeit mit Kindern an meinem damaligen Wohnort in der Hannover Region zu leisten.

Nach dieser Zeit, genauer gesagt im Jahr 1983, stand ich nun im wahrsten Sinne des Wortes an einem Scheidepunkt. Meine Ehe war gerade geschieden worden und die Auflösung des bisherigen Familien-Wohnsitzes sollte in Kürze folgen. So war ich nun, als frischgebackene alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, auf der Suche nach einem Arbeitsplatz und einer Wohnung.

Nicht ganz einfach in dieser Zeit, denn selbst im sozialen Bereich war für potenzielle Arbeitgeber offenbar weniger meine Qualifikation entscheidend, sondern vielmehr der Umstand, dass ich ja auch Kinder allein zu versorgen hätte. Selbst in einer kirchlichen Einrichtung, in der ich mich damals vorstellte, interessierte den zuständigen Vorstand lediglich, was ich denn machen würde, wenn meine Kinder erkranken würden. Meine Schwerpunkte in der pädagogischen Arbeit schienen eher im Hintergrund zu stehen.

Schließlich wurde meine Situation von einer ehemaligen Kollegin an die AWO Hannover herangetragen und dort zögerte man nicht lange. Frau Merkel, die damalige stellvertretende Geschäftsführerin, lud mich kurzfristig zu einem Gespräch ein und stellte mir ein Modellprojekt der AWO mit einer großen, neu gebauten Kita und zwei angeschlossenen Wohnhäusern für Alleinerziehende vor. Im Anschluss bekam ich nicht nur die Möglichkeit, als Horterzieherin und stellvertretende Leitung in der Kita anzufangen, sondern es war sogar noch eine Wohnung in einem der Häuser frei, die mir die AWO Familienberatung zum sofortigen Einzug zur Verfügung stellte. Als wäre das noch nicht genug, konnte ich auch meine Kinder in die Kita aufnehmen.

Ein sehr schönes Gefühl – als wäre wirklich ein Wunder geschehen.

Nur vier Wochen später begann so meine zweite AWO-Zeit, die sich bis zum Ende meines Berufslebens erstreckte.

Drei Jahre nach meiner Rückkehr zur AWO konnte ich die Leitung der Kita übernehmen, die ich dann noch weitere 14 Jahre führte. Und ich wäre wohl auch noch geblieben, hätte sich nicht erneut eine interessante Möglichkeit durch die AWO ergeben. Im Jahr 2000 konnte ich in Hannover-Misburg die Leitung des ersten Familienzentrums übernehmen und blieb dort noch einmal elf Jahre – aber das alles ist eine andere Geschichte.