„Etwas zurückgeben“

„Etwas zurückgeben“

Anja Rosic

Sich ehrenamtlich zu engagieren, kann ganz einfach sein. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, bei denen man sich mit seinen Stärken und Fähigkeiten einbringen kann, um anderen Menschen zu helfen, die diese Unterstützung eben benötigen. Ich halte es aus gesellschaftlicher Sicht für überaus wichtig, dass sich talentierte Menschen ehrenamtlich engagieren und sich nicht ausschließlich auf ihren eigenen Erfolg konzentrieren. Sie können so zu einem gesellschaftlichen Fortschritt beitragen und etwas zurückgeben, denn niemand kann ohne eine funktionierende Gesellschaft erfolgreich sein.

Eigentlich war ich schon immer ehrenamtlich aktiv. Ursprünglich komme ich aus Serbien und habe dort Kleidung gespendet und Erste Hilfe geleistet. Wegen der problematischen politischen Situation und dem schlechten Schulsystem in Serbien entschieden meine Eltern im September 2015 nach Deutschland auszuwandern, um meinem jüngeren Bruder und mir eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Während sie selbst versuchten ein neues Leben in Deutschland aufzubauen, lebten wir bei unseren Großeltern und ich machte meinen Schulabschluss.

Im Juni 2016 war es dann endlich soweit und mein Bruder und ich sind zu unseren Eltern nach Deutschland gezogen. In den ersten zwei Jahren habe ich mich darauf konzentriert, die Sprache richtig zu lernen. Ich schrieb mich an der Volkshochschule in Langenhagen ein und besuchte Deutschkurse, um mich im Alltag besser verständigen zu können. In den zwei Jahren kam ich von einem sprachlichen A-Niveau auf ein C-Niveau.  Bei der Volkshochschule habe ich auch das Beratungsangebot des Jugendmigrationsdienstes der AWO Region Hannover kennengelernt. Sie halfen mir, mich über viele Gegebenheiten in Deutschland zu informieren und gaben mir Tipps, wie ich mich auf ein Studium vorbereiten kann. Der Jugendmigrationsdienst bot mir dann auch die Möglichkeit an, mich ehrenamtlich zu engagieren. Die AWO ist für mich eine altruistische und barmherzige Organisation und ich wollte den anderen Menschen helfen, eigene Deutschkenntnisse zu verbessern.

Zurzeit unterstütze ich ehrenamtlich eine junge Frau, die aus Vietnam kommt. Sie absolviert gerade eine Ausbildung und benötigt eine zusätzliche Förderung in Deutsch. Ich bereite die Texte sowie die Übungen vor. Wir lesen viel und üben Aussprache und Grammatik. Dies hilft ihr sehr und ich hoffe, dass sie bald erfolgreich ihre Ausbildung absolvieren wird.

Ich wollte eigentlich schon immer studieren. In Deutschland konnte ich mich jedoch nicht einfach für einen Studiengang meiner Wahl einschreiben, da mein serbischer Abschluss leider nicht anerkannt wurde. Daher besuchte ich ein Jahr lang das Niedersächsische Studienkolleg, bei dem ich Kurse der Geistes- und Sprachwissenschaften besucht habe. Auf meinem Stundenplan standen Fächer wie Englisch, Deutsch, Literatur, Sozialkunde oder auch Geschichte. Mittlerweile habe ich das Studienkolleg mit sehr guten Leistungen abgeschlossen und habe nun die Möglichkeit zu studieren.

Da ich mich in den letzten Jahren sehr viel mit der Sprache auseinandergesetzt habe, scheint es wohl nicht allzu verwunderlich zu sein, dass ich diese Richtung auch beruflich einschlagen möchte. Im Herbst habe ich ein Studium an der Leibniz Universität in Hannover begonnen. Die ehrenamtliche Arbeit hat mir gezeigt, dass ich anderen Menschen verschiedene Inhalte verständlich und gut vermitteln kann. Daher habe ich mich dafür entschieden, Deutsch und Politikwissenschaften zu studieren.