Gemeinsam stark

Gemeinsam stark

Adam Fadel

Mein Name ist Adam Fadel und ich komme aus dem Sudan. Seit vier Jahren arbeite ich als Assistent in der Beratungsstelle für Flüchtlinge in Lehrte.
Anderen Menschen zu helfen – das ist der wichtigste Wert in meinem Leben. Heute unterstütze ich bei der AWO Geflüchtete bei ihren Schritten in ein neues Leben. Damals war ich in derselben Lage. Da war ich derjenige, der auf das Engagement anderer angewiesen war. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung. Nicht nur, aber auch deswegen helfe ich anderen aus tiefer innerer Überzeugung. Ich habe diesen Wert sogar zu meinem Beruf gemacht. Dank meiner Kollegin Venera Peters arbeite ich heute bei der AWO. Damals hat sie mich angesprochen und gefragt, ob ich mich ehrenamtlich bei der AWO engagieren möchte. Das war für mich ein ganz besonderer Moment.

Ich besuche häufig Geflüchtete in Unterkünften oder zu Hause in ihren Wohnungen. Wenn ich über die Türschwelle trete, dann komme ich nicht nur in unterschiedlich eingerichtete Räume. Ich trete für einen Moment mitten in das Leben dieser Menschen – mit all ihren Sorgen und Hoffnungen. Dabei begegne ich ganz unterschiedlichen Lebensbiografien, Sprachen, Kulturen und Lebensweisen. Mir gibt diese Vielfalt die Kraft und Energie, die ich für meine Arbeit tagtäglich brauche. Denn: Ich bin neugierig und offen für die Menschen. Und ich lerne dabei sehr, sehr viel für mich persönlich, denn das Leben ist doch eigentlich der allerbeste Lehrer.

Manche Erlebnisse werde ich wohl nie vergessen. Eines Tages klingelte in der Beratungsstelle eine Frau. Mir fielen noch an der Tür ihre unsicheren Bewegungen auf, die Haut wirkte ganz fahl. Offensichtlich ging es ihr schlecht. Sofort fuhr ich sie in ein Krankenhaus. Eine unentdeckte Diabeteserkrankung lautete die Diagnose der behandelnden Ärzte und dass sie in einem kritischen Zustand sei. Etwas später und die Frau wäre wohl ins Koma gefallen, hat mir der Arzt erzählt und sich für meinen Einsatz bedankt. Diese Frau und ihr Schicksal haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Und wenn ich einmal an meinem Job zweifle oder an einem grauen Montagmorgen keine Lust habe, das Bett gegen die Arbeit zu tauschen, dann denke ich daran, was Hilfe bedeuten kann.
Über die Hilfe in mehr oder weniger schwierigen oder eben sogar lebensbedrohlichen Lagen hinaus, möchte ich Menschen Heimat schenken. Sie sollen hier in Deutschland das Gefühl entwickeln können, dass sie akzeptiert sind, dass andere Menschen sich für sie und ihr Leben interessieren. Der Kontakt zu anderen, Gespräche, gemeinsam Lachen und Dinge erleben: Nur in der Gemeinschaft klappt das Ankommen im neuen Leben.

Und wie bringt man Menschen zusammen? Nichts verbindet Menschen so leicht miteinander wie der Sport. Fußball wird zwischen Norwegen und Neuseeland fast überall auf der Welt gespielt. Elf Spieler, zwei Tore, 90 Minuten. Diese Sprache versteht jeder. Und deswegen habe ich Ende vergangenen Jahres in Lehrte ein Fußballturnier organisiert. Fast 80 Teilnehmer kamen zusammen, um gemeinsam auf dem Feld zu kicken. Keine Hemmungen, keine Ängste – für einen Moment ließ der Sport alles andere vergessen. Es bildete sich eine Gemeinschaft unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen, die niemand hinterfragte. Eine tolle Erfahrung war das. Das Turnier war ein voller Erfolg. Momentan plane ich die zweite Runde.

Ich finde die Werte der AWO sind heutzutage wichtiger denn je und nur alle gemeinsam können wir stark sein!