
In der Stadtbahn

Die Stadtbahn ist voller Menschen. Es ist heiß. Das Eis des kleinen Jungen mir gegenüber tropft auf seine Hose und ebenso der Schweiß des jungen Mannes neben mir. Eine Gruppe Jugendliche sitzt mit ihren Smartphones in der Hand da. Freie Sitzplätze gibt es keine mehr und auch die stehenden Fahrgäste müssen langsam nach einer freien Stange zum Festhalten suchen. Es riecht nach Menschen und Erdbeereis. Wenn es so eng ist wie heute, macht es keinen Spaß, die Stadtbahn zu nehmen. Die Hitze tut ihr Übriges.
Als wir die nächste Haltestelle erreichen, steigen glücklicherweise ein paar Menschen aus. Nur eine ältere Dame möchte einsteigen. Sie schiebt ihren Rollator voraus, schafft es aber kaum, die Bahn ohne ein Stolpern zu betreten. Die Menge versucht, irgendwie zu rücken, aber für den Rollator ist kaum Platz zu finden.
Den Jugendlichen – sie sind vielleicht in der sechsten Klasse – fällt es nicht einmal auf, sie starren nur auf ihre Displays. Ebenso der junge Mann neben mir. Wieso steht denn keiner auf? Fällt diese kleine, faltige Dame niemandem auf? Schnell erhebe ich mich, ich sitze wohl am nächsten an der Tür und möchte nicht, dass dieser Frau irgendetwas passiert. Sie erinnert mich an meine Oma. Die kleine Frau lächelt mich an, bedankt sich und setzt sich langsam auf den Sitzplatz.
Warum achten so wenige Menschen auf ihre Umwelt und die Lebewesen um sie herum? Ist es nicht ganz einfach, sozial zu handeln, wenn es bedeutet, nur einen Platz in der Stadtbahn frei zu machen? Wenn es bedeutet, einem älteren Herren über die Straße zu helfen. Wenn man ein junges Mädchen unterstützt, die nachts im Bus belästigt wird. Wenn Tiere vor Misshandlung geschützt werden. Sich sozial zu verhalten kann so einfach sein und ist wohl eines der wichtigsten Dinge einer jeden Gesellschaft.