Minna Böker – die erste Frau im Gemeinderat Rethen

Minna Böker – die erste Frau im Gemeinderat Rethen

Hans-Joachim Rauch, Vorstandsmitglied der AWO Region Hannover und Schriftführer im AWO Ortsverein Rethen-Koldingen-Reden, hat die Geschichte von Minna Böker recherchiert.

Bei meiner Recherche stieß ich auf Minna Böker. Sie war 1924 die erste Frau im frei gewählten Gemeindeausschuss Rethen (Gemeinderat). Darüber hinaus war sie überzeugte Sozialdemokratin und beteiligte sich aktiv in der AWO.

1890 wurde Minna Christine Sophie Johanne Böker, damals noch Schilf, in Rethen geboren. Ihre Eltern waren Sophie Dorothe Elise Schilf und Wilhelm Schilf. Sie hatte mehrere Geschwister. Über Minnas Kindheit ist wenig bekannt. Am 8. Februar 1913 heiratete sie den Monteur Heinrich Böker in Rethen. Er arbeitete in der Reparaturschlosserei der Eisenwerke Wülfel. Heinrich Böker  war unter anderem Mitglied in der Gewerkschaft und SPD.  Minna Böker wurde als passives Mitglied geführt. Aus ihrer Ehe gingen die zwei Kinder Heinz und Herta hervor. 

Minna Böker war quasi Gründungsmitglied der Arbeiterwohlfahrt und somit auch Mitglied in der SPD, da diese 1919 als Teil der SPD von Marie Juchacz gegründet wurde. In der zweiten Gemeindewahl nach der Kaiserzeit im Mai 1924 wurde sie erstmalig in den Gemeindeausschuss Rethen gewählt. Sie war die erste Frau, die jemals in den Gemeinderat von Rethen gewählt wurde. Bis 1925 war sie dort aktiv.  Darüber hinaus engagierte sie sich in der Gesundheitskommission und im Schulvorstand.

Nach der Gemeinde- und Kreistagswahl im März 1933 nahm Minna Böker als gewähltes Mitglied der Fürsorgekommission an zwei Sitzungen im Mai und Juni teil. Danach ist ihr Name, wie der aller anderen Sozialdemokraten, sowohl als Mitglied im Gemeindeausschuss, wie auch in den Kommissionen, gestrichen. Vom Juli 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 gab es auch in Rethen nur noch Ausschuss-Mitglieder, die den Nationalsozialisten genehm beziehungsweise Mitglied der NSDAP waren. Bereits in der ersten freien Wahl nach dem Zweiten Weltkrieg im September 1946 wurde Minna Böker wieder als eine von drei Frauen in den Gemeinderat gewählt. Sie war nun Mitglied in der Bau- und Wohnungskommission.

Ihr ganzes Leben widmete Minna Böker neben ihrer Familie ihrem sozialen Engagement. Sie half wo sie konnte und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen anderer. Sie konnte gut handarbeiten, häkeln, stricken und nähen und soll es einigen Schulkindern bei sich zuhause beigebracht haben. Auch in der AWO beteiligte sie sich an den Aktivitäten. Die Ehefrau von Minna Bökers Enkel beschreibt sie als eine herzensgute, großzügige und patente Frau. Im Jahr 1969 erhielt sie auf der Feierstunde zum 50jährigen Bestehen der AWO die goldene Ehrennadel. Zwei Jahre später ging sie ins Kreisalters- und Pflegeheim im Rethener Kirchweg nach Laatzen-Grasdorf. Dort lebte sie noch weitere zwei Jahre, bis sie als Witwe kurz vor ihrem 83sten Geburtstag starb.