
„Solidarität, Kameradschaft und Freundschaft“

Ich lernte die AWO schon sehr früh durch meine Eltern kennen. Damals lebten wir noch in Linden. Mein Vater kam 1947 aus der Kriegsgefangenschaft. Meine Eltern bauten die AWO von Anfang an mit auf und pflegten einen guten Kontakt zu den Gründern. Doch bevor ich selbst ein Mitglied wurde, war ich Jugendgruppenleiter bei der Deutschen Gewerkschaft. 1963 bin ich dann der SPD und gleichzeitig auch der AWO beigetreten. „Ein Ehrenamtlicher muss drei Dinge beherrschen: Solidarität, Kameradschaft und Freundschaft“, so hieß es damals bei der AWO. Als ich dann auch Jugendgruppenleiter wurde, habe ich mehr Verantwortung übernommen und beispielsweise die Sommerlager hinter Cuxhaven organsiert.
Der wohl schönste Tag ereignete sich, als wir im DGB Jugendheim eine Karnevalsfete veranstalten wollten: Ich lernte dort meine Frau kennen, mit der ich 54 Jahre verheiratet war.
Ein weiterer unvergesslicher Moment ereignete sich, als ich bereits im Vorstand des AWO Ortsvereins Burgdorf tätig war. Ein Freund rief an und fragte mich, ob ich 300 Tonnen EPA-Pakete (Anmerkung: Verpflegungspakete mit einer Tagesration Essen für eine Person) haben wolle. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm glauben sollte, aber ich stimmte zu. Die 300 Tonnen wurden aus Ostfriesland nach Hannover gebracht und erst einmal in einer Scheune gelagert. In einer großen Hilfsaktion haben wir dann die Pakete mit LKWs nach Stalingrad (Anmerkung: dem heutigen Wolgograd) in die Sowjetunion gebracht. Dort wurde ich eingeladen, vor der Bürgermeisterin eine Rede zu halten und übergab ihr einen großen Teil der EPA-Pakete. Die übrigen Pakete brachte ich in ein nahegelegenes Kinderkrankenhaus. Dort schlug ich der Ärztin noch vor, einen Teil der Pakete gegen ein Ultraschallgerät mit einem anderen Krankenhaus zu tauschen, welches zwei davon hatte. Die Ärztin war sehr gerührt und fragte mich, ob ich die Kinder sehen wolle. Die Kleinen hatten nämlich einen Wunsch – sie wollten unbedingt die Hupe eines der LKWs drücken, mit welchen wir die EPA-Pakete transportiert hatten.
Zwei weitere LKW-Ladungen mit EPA-Paketen haben wir an Witwen und Waisen der Gefallenen, die mit ihrer Hubschrauberstaffel das Kernkraftwerk in Tschernobyl versiegelt haben, übergeben.
Im Vorstand der AWO habe ich viel erleben dürfen. Ich habe sehr viele Kontakte geknüpft und viel von der Welt gesehen. Doch das Wichtigste ist, dass ich Menschen helfen konnte. Noch heute bin ich ehrenamtlich tätig und habe viel Freude daran.